Pferd und Reiter außer Balance

  • Sie fühlen sich nicht so ganz im Einklang mit Ihrem Pferd?
  • Sie merken, dass Sie in einer anstrengenden, schlechten oder sogar schmerzhaften Haltung sitzen und drücken, quetschen, schieben ziehen verkrampfen?
  • Von Leichtigkeit keine Spur, die Motivation und Freude Ihres Pferdes gleich Null?
  • Sie haben nicht nur Probleme beim Reiten, sondern auch im Umgang mit Ihrem Pferd?

Ihr Pferd zeigt eventuell folgende Symptome:

  • Unnachgiebig im Maul
  • Drückt, stützt auf die Hand
  • Entzieht sich der Hand (nach hinten, nach oben)
  • Knirscht mit den Zähnen
  • Streckt die Zunge
  • Kaut hektisch
  • Lässt sich nicht stellen und biegen
  • Läuft über die Schulter hinweg
  • Überlädt und übereilt die Vorhand
  • Schleppt die Hinterhand
  • Drückt den Rücken weg
  • Zeigt passartige Gänge
  • Zeigt Taktfehler und wiederkehrende Lahmheiten

Es reagiert

  1. Nervös, ängstlich, panisch
  2. Widersetzlich, aggressiv
  3. Gar nicht mehr, wirkt abgestumpft, resigniert, lethargisch

→ Dann sind Sie wohl nicht auf dem rechten Weg.

Was läuft schief?

Schon Rudolph Binding erkannte:

„Das Pferd ist Dein Spiegel. Es spiegelt Dein Temperament. Es spiegelt auch deine Schwankungen. Ärgere Dich nie über dein Pferd. Du könntest Dich ebenso wohl über Deinen Spiegel ärgern“

Deshalb sollten Reiter zuerst bei sich selbst auf die Suche nach dem Warum gehen.

Wir erwarten oft zu viel von unseren Pferden. Darum sollten wir bereit sein, auch an uns selbst zu arbeiten.

Ursachen beim Reiter

  • Negative innere Einstellung (Liebe und Respekt dem Pferd gegenüber fehlen)
  • Stress, Zeitdruck
  • Innere Unausgeglichenheit (z.B. ungeduldiges, unbeherrschtes, unklares oder falsches handeln)
  • Falsche Körpersprache
  • Zu hohe Erwartungshaltung an sich und das Pferd
  • Fehlende neutrale Stärke (Wille, Disziplin)
  • Fehlende körperliche Voraussetzungen des Reiters
  • Mangelhaftes Wissen über die Natur des Pferdes und dessen Bedürfnisse
  • Mangelndes Wissen über die Natur des Pferdes und seine Bedürfnisse
  • Mangelndes theoretisches Wissen über pferdegerechte Ausbildung, Training
  • Mangelndes praktisches Können ( Sitz, Hilfengebung
  • Wenig Losgelassenheit

Ursachen beim Pferd

  • Nicht artgerechte Unterbringung, Haltung, Fütterung (bspw. Auslauf, sozialer Kontakt, individuelle Ernährungsstrategie)
  • Fehlerhafter Umgang (Defizite und Missverständnisse in der Beziehung Mensch/Pferd)
  • Außerachtlassen seiner körperlichen und psychischem Fähigkeiten und Probleme
  • Fehler in Ausbildung und Training
  1. Außerachtlassen der Natur des Pferdes (Gesetze der Biomechanik, Verhaltenslehre, physikalische Gesetzmäßigkeiten)
  2. Hilfengebung ist unklar, widersprüchlich oder grob und autoritär

Besonders hervorzuheben sind hier die negativen Auswirkungen des respektlosen Einsatzes einer groben, tiefen und rückwärtswirkenden Hand, ebenso wie der Einsatz von Zwangsmitteln, wie Schlaufzügel, Ausbinder, Sperrriemen etc. Diese wirken äußerst schmerzhaft auf Zunge und Kiefer. Das Pferd versucht, dem Schmerz zu entfliehen, kommt hinter die Senkrechte und rollt sich ein.

Das Einrollen bewirkt:

  • Blockieren des Zungenbeins, was zu Verspannungen in Kiefer, Genick, Hals und Schulter führt.
  • Entzündungen und irreversible Schädigungen der oberen Nackenbänder
  • Genickschleimbeutelentzündungen
  • Verknöcherungen im Genick
  • Quetschungen und Entzündungen der Ohrspeicheldrüsen
  • Starke Einschränkung der Atmung und des Sehfeldes
  • Negative Beeinflussung des Gleichgewichtssinnes
  • Verkürzung und Verspannung des Arm-Kopfmuskels. Dies hat eine Blockade der Schultern zur Folge und verhindert die seitliche Biegung des Halses. Die Schultern werden überlastet und der Halsansatz blockiert
  • Dies verhindert eine Dehnung der langen Rückenmuskel – der Rücken ist verspannt.

→ Siehe auch das Buch „Irrwege der modernen Dressur“ von Philippe Karl

Anmerkungen zum Einsatz des Schlaufzügels

Vor allem möchte ich noch auf den weit verbreiteten Einsatz des Schlaufzügels eingehen. Dieser Hilfszügel vervielfacht die Krafteinwirkungen des Mundstücks auf Zunge und Laden. Er wirkt immer rückwärts, was dem Pferd große Schmerzen bereitet. So kann jeder Reiter mit Hilfe dieses flaschenzugähnlichen Instruments den Kopf des Pferdes herunterziehen. Dabei wird das Pferd viel zu eng eingestellt und die Nase geht in Richtung Brust hinter die Senkrechte à das Pferd wird eingerollt. Es ist zu beobachten, dass Pferde, die über längere Zeit damit gearbeitet werden, weder genügend Rücken und Halsmuskulatur aufbauen. Vor allem am Halsansatz entsteht oft anstatt der wichtigen Muskulatur eine große Mulde. Durch das Benutzen des Schlaufzügels kann das Pferd große Schmerzen und Schäden erleiden.

Jede, der solch ein Instrument benutzt, sollte sich einmal Gedanken machen, welche rohen Kräfte hier auf das empfindliche Pferdemaul wirken. Pferdegerechtes Reiten und Leichtigkeit enden dort, wo rohe Gewalt und Zwang herrschen.

Das Strecken in die Dehnungshaltung und das Runden des Pferdes sollten das Ergebnis einer guten gymnastischen Ausbildung sein und nicht das ausweglose Nachgeben auf ein Zwangsinstrument.

„Eine intelligente Hand übertrifft alle erdenklichen Zwangsmittel“
(Philippe Karl)

„Reiten wird dann zur Kunst, wenn sich Pferdekenntnis und Sensibilität verbinden,
um in der Hand des Reiters zur Légèreté zu führen“
(Philippe Karl)

„Kunst ist schön, wenn Kopf, Herz und Hand zusammenarbeiten“
(John Ruskin)

Weitere Ursachen

  • Fehlerhafte Ausrüstung (nicht passender Sattel, Mundstücke, Zäumungen)
  • Krankheit
    Verschleiß- und Zivilisationskrankheiten beeinträchtigen auch unsere Pferde
  • Das Älterwerden

Es ist Zeit, zu handeln. Ermöglichen Sie Ihrem Pferd und sich selbst nach gründlicher Analyse und einer anschließenden individuellen Therapie für Reiter und Pferd einen guten Neustart für ein vertrauensvolles, freudiges Miteinander. Genießen Sie feines Reiten und Leichtigkeit von Anfang an bis hin zur höheren Reitkunst