Pferd im Gleichgewicht

Ein Pferd in Balance ist leicht an der Hand und am Bein mit entspanntem, lebendigem Maul und beweglichem Genick als höchsten Punkt. Es ist geschmeidig und biegsam und mobil in alle Richtungen. Weitere Merkmale sind gute Rückentätigkeit, Schulterfreiheit und ein zufriedenes, entspanntes Wesen.

Ein Pferd in Balance ist mit Freude bei der Arbeit.

Wie sieht der Weg zu einem Pferd in Balance aus?

Gründliches theoretisches Wissen über die Natur des Pferdes

Kleine Pferdekunde

Psychischer Aspekt:

Das Pferd ist von Natur aus ein Fluchttier. Auch wenn es eng mit dem Menschen aufwächst, bleibt es als „Beutetier“ ängstlich, mit äußerst schaften Sinnen und mit Herdentrieb. Es braucht eine klare, ihm wohl gesonnene Hierarchie im Herdenverband. Damit der Mensch das Pferd für sich nutzen kann, zwingt er ihm eine unnatürliche Lebensweise auf (→ Trennung von Artgenossen, Unterbringung auf engstem Raum, Gewöhnung an Sattel und Zaumzeug und das Reiten). Dies bedarf einer schonenden Hinführung.

„Solange sich das Pferd nicht wohlfühlt
und den Menschen als wohlgesonnenen ranghöheren Artgenossen akzeptiert,
kann nichts Gutes entstehen“
(Philippe Karl)

Als Fluchttier beobachtet es die meiste Zeit seine Umgebung, um mögliche Gefahren zu erkennen. Alles Neue erregt dabei seine Aufmerksamkeit und wird mit früherem Erlebten verglichen und eingeordnet. So zieht ein grober oder inkompetenter Reiter die Aufmerksamkeit des Pferdes auf sich und wird so zum Negativbild und löst so Schutzmechanismen aus. Es kommt zu Nervosität, Hektik, Widerstand, Verspannung und Resignation.

Körperlicher Aspekt:

Vorlastigkeit des Pferdes: Das Pferd als Fluchttier ist für Geschwindigkeit gebaut, d.h. es trägt das meiste Gewicht vorne. So kann es schneller beschleunigen. Es ist also in seinem natürlichen Gleichgewicht vorne überladen. Durch das Reitergewicht bringt man es aus dem natürlichen Gleichgewicht und überlädt die Vorhand noch mehr (→ Reitergewichtsverteilung 2/3 Vorhand, 1/3 Hinterhand)

Natürliche Schiefe: Aufgrund der Haltung des Fötus im Mutterleib (rechts- oder linksherum liegend) ist das Pferd von Natur aus schief. Eine Seite des Körpers ist länger als die andere.

Der Kopf schaut mehr zur verkürzten / konkaven Seite und das Gewicht geht mehr auf die Schulter der längeren / konvexen Seite. Biegungen sind stärker zur konkaven Seite und schwächer zur konvexen Seite.